Der Karpfsee

Der 1 km nordwestlich von Schlehdorf gelegene Karpfsee hat eine Grösse von ca. 9,7 ha und eine maximale Tiefe von 3,60 m (gemessen am 20.08.2003). Er liegt in einer abflusslosen Mulde, die vermutlich durch das Nachsacken des Bodens über einem Toteisblock zustande kam, der beim Rückzug des Loisachgletschers liegengeblieben ist.

Der Karpfsee erhält von Westen zwei Zuflüsse durch einströmende Gebirgsbäche und drei weitere Zuflüsse in Form von Gräben. Zwischen 1921 und 1923 wurde ein Ablaufkanal vom Karpfsee in den Kochelsee gebaut, so dass sich der Wasserspiegel senkte und damit die Größe des Sees erheblich verringert wurde.

Eigentümer des Karpfsees sind die Missionsdominikanerinnen des Klosters Schlehdorf. Von 2003 bis 2013 wurde das Biotop durch das ZUK – Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuren betreut. Bis heute dient er als Umweltbeobachtungsstation innerhalb des Biologieunterrichts der Realschule Schlehdorf. Seit 2014 ist das KlosterGut Schlehdorf Pächter.

Anfang der 70er Jahre wurden Graskarpfen und Aale für die Fischerei in den See gesetzt. Durch eine fehlende Regulierung in den 90er Jahren nahm der Karpfenbestand überhand, so dass das ökologische Gleichgewicht empfindlich gestört war. 2003 zeigte eine Untersuchung einen sehr schlechten Zustand des Sees.

Der Bayerische Naturschutzfond unterstützte gemeinsam mit der Allianz-Umweltstiftung die langfristige Sanierung des Biotops. Mit der Realschule wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet und umgesetzt. 2014 lag der ausführliche Bericht vor.

2014 wurde das Projekt Karpfsee von der Louisoder-Stiftung unterstützt.

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Impressionen von Claudia Glovania, Mitglied des Fördervereins

Verzückt sitze ich auf den morschen Planken des halb verfallenen Hüttchens, das auf hölzernen Pfählen im Uferbereich des Karpfsees steht. Vorsichtig über ein Holzbrett balancierend war es mir gelungen, trockenen Fußes die paar Schritte von der Uferböschung zur Hütte zu gelangen. Ich hatte erst kurz gezögert, doch die Neugier auf dieses wie verwunschen wirkende Holzhäuschen war letztendlich größer. Der Gedanke daran, dass es vor nicht allzu langer Zeit den Schwestern des Klosters Schlehdorf als Badehaus gedient hatte, ließ mich lächeln.

Als ich vorhin am See angekommen war, hatte es gerade zu tröpfeln begonnen. Ein warmer und sanft herabfallender Regen ließ die Strahlen der Abendsonne noch goldener leuchten, und die Regentropfen fielen perlend durch das frühlingshelle Grün der Uferbüsche.

Von meinem Platz auf den Planken bietet sich mir nun ein zauberhafter Anblick. Der ganze See scheint durch die aufprallenden Regentropfen lustig zu hüpfen. Auf der Wasseroberfläche bilden sich kleine Kreise, die auseinander- und gleichzeitig ineinanderlaufen – glitzernd geschmückt von den hochspringenden Tröpfchen, in denen sich die Sonnenstrahlen als kleine Sterne spiegeln. Dies alles wirkt auf mich wie ein zarter und lebendiger Teppich, der über dem See schwebt und sich bis zum gegenüberliegenden Ufer ausbreitet. Bei aller Lebendigkeit strahlt diese Szenerie eine wohltuende Ruhe aus. Eine Ruhe, wie ich sie so nur in der Natur finde. Selbst das scheinbar ziellos vor mir hin und her schwimmende Blesshuhn stört diese Ruhe nicht, vielmehr fügt es sich auf seine eigene Weise darin ein.

Wie kostbar solche Momente sind!

In letzter Zeit hatte ich einiges über die Geschichte des Karpfsees erfahren.  (Relikt aus der Eiszeit/Gletschersee) Über die Absenkung des Wasserspiegels durch den Bau eines Ablaufkanals in den Kochelsee. Über das Überhandnehmen des Karpfenbestandes vor einigen Jahrzehnten, welches das ökologische Gleichgewicht empfindlich gestört und fast zum Kippen gebracht hatte. Über die jahrelange engagierte Betreuung durch das Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern und – bis heute – über seine Funktion als Praxisteil des Biologieunterrichts der Realschule Schlehdorf.

Eigentümer des Karpfsees sind die Missionsdominikanerinnen des Klosters Schlehdorf und seit 2014 ist das KlosterGut Schlehdorf Pächter.

Wurde der Karpfsee früher von der einheimischen Bevölkerung sommers wie winters für Freizeitvergnügungen genutzt, so steht er nun als ausgewiesenes Biotop unter Naturschutz. Seine großen Brüder Kochel- und Walchensee nehmen alle Spaß- und Erholungssuchenden auf, sodass es still werden durfte um den Karpfsee. Und still werden kann heilsam sein. Manchmal ist es uns gar nicht mehr bewusst, wie laut es dröhnt in unserem Alltag – bis wir dann auf den Planken eines kleinen Badehäuschens sitzen und gar nicht anders können, als uns einhüllen zu lassen von der besonderen Schönheit eines eigentlich ganz alltäglichen Augenblicks. Eines Augenblicks, den es nur als solchen wahrzunehmen gilt.

Plätze wie der Karpfsee unterstützen uns dabei und laden uns förmlich ein: auf den ersten Blick ein ganz normaler kleiner Voralpensee, schenkt er uns die Möglichkeit des achtsamen und ungestörten Da-Seins inmitten eines weitgehend unberührten Stückchens Natur. Das Schärfen und Verfeinern der Sinne und das zur-Ruhe-kommen gehen Hand in Hand. Und jede und jeder wird für sich etwas Eigenes wahrnehmen, denn die Innenwelten der Menschen sind so vielfältig und vielzählig wie die Wassertröpfchen in diesem See.

Sie möchten die weitere Entwicklung des Sees als wertvolles Biotop finanziell und/oder tatkräftig unterstützen?

Als Mitglied des Fördervereins des KlosterGut Schlehdorf haben Sie die Möglichkeit, sich auf unterschiedliche Weise für den Karpfsee zu engagieren. Jeder Beitrag ist wertvoll!

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